Schottergärten zu neuem Leben erwecken

Fakten zum garstigen Gartentrend – so lassen sich Schottergärten zurückbauen

Reichlich Schotter auf dem Bankkonto ist ein Grund zum Jubeln, auch für Naturschützerinnen und Naturschützer. Aber ein Schottergarten ist für sie ein Albtraum. Der Stadtverwaltung Rutesheim und dem Gemeinderat geht es ganz genauso. Deshalb verschwinden Schotterbeete nach und nach aus dem Stadtbild. Und neu angelegt werden auf städtischem Boden garantiert keine mehr.

Im Gegenteil, es ist noch nicht lange her, dass Schotterbeete in Rutesheim zurückgebaut wurden, wie etwa am Friedhof. Auch die beiden Straßenteiler an der Ecke Leonberger Straße und Dieselstraße sind heute Insektenparadiese. In der Scheibbser Straße wird das Schotterbeet demnächst ebenfalls verschwinden.

Nach dem Schottergärten-Verbot des Landes Baden-Württemberg war klar, das gilt natürlich auch für Rutesheimer Baugebiete. Und eine Stadtverwaltung, hatte Susanne Widmaier erklärt, müsse mit gutem Beispiel vorangehen. „Vor allem aber ist uns der Klimaschutz sehr wichtig. Wir brauchen möglichst viel Grün in unserer Stadt und möglichst wenige versiegelte Flächen, bei denen das Wasser schlechter abläuft. Mit Grünflächen fühlen wir uns wohler, sie binden CO<sub>2</sub>, kühlen die Stadt ab und speichern Wasser.“

NABU-Gartenexpertin Aniela Arnold erklärt die Fakten, und warum sich der Rückbau für die Artenvielfalt und auch für die Gartenbesitzenden selbst lohnt.

Fakt 1: Schottergärten sind teuer und pflegeintensiv

Pflegeleicht? Von wegen: Schotterflächen muss man außerdem regelmäßig von Blättern und Pflanzenaufwuchs befreien. Dies geschieht oft mit dem Laubbläser oder Hochdruckreiniger. Die Geräte sind laut, verbrauchen viel Energie und schaden Kleinstlebewesen. Kies und Steine können mit der Zeit Moos und Algen ansetzen, was ungepflegt wirkt. Wird die Fläche nach einigen Jahren unansehnlich, muss sie komplett abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden. Auch das ist teuer, aufwändig und verbraucht noch mehr Energie. Und die Anlage eines Schottergartens ist auch nicht billig.

Fakt 2: Schottergärten sind Hitzeinseln

Im Sommer erhitzen sich die Steine und strahlen die Wärme dann nachts ab. Schotterflächen können Wasser schlechter speichern. Meist fehlen zudem die Pflanzen, die das Wasser über ihre Blätter verdunsten sowie Schatten spenden. Der Kühlungseffekt solcher Flächen ist daher gleich null. Zudem fehlen Pflanzen mit Blättern, die feine Staubpartikel aus der Luft filtern können, Staub und Stickstoffdioxid reichern sich an. Auf der Steinwüste ohne Vegetation wird Straßenlärm nicht abgemildert, sondern verstärkt.

Fakt 3: Unter Schotter regen sich keine Regenwürmer

In einer Handvoll Bodenerde tummeln sich normalerweise mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt. Doch in Schottergärten leidet das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit geht verloren. Der Boden ist verdichtet und durch Folie und Vlies von der Luft abgeschnitten. Regenwürmer und andere Bodenlebewesen finden keine Nahrung. In der fortschreitenden Klimakrise sind Schottergärten zusätzlich kontraproduktiv. Starkregen kann auf versiegelten Flächen zum Problem werden. Regenwasser versickert nur langsam und so steigt das Risiko für Überschwemmungen, da die Kanalisation die Wassermassen nicht fassen kann. Zudem gehen die Grundwasservorräte leer aus. In vielen Kommunen gelten Schottergärten als versiegelte oder teilversiegelte Flächen und es fallen zusätzlich Abwassergebühren und eventuell eine höhere Grundsteuer an.

Fakt 4: Nicht alle Steingärten sind ein Problem

Steine können im Garten ein wichtiges Gestaltungsmittel sein, etwa als Trockenmauer oder Wegebelag. Fachgerecht angelegte, naturnahe Kiesgärten oder alpine Steingärten etwa sind meist sehr pflanzen- und artenreich. Verzichtet man auf Folie, kann Wasser im Boden versickern. Solche Gärten beherbergen spezialisierte Pflanzen, die naturgemäß an sonnigen, trockenen, humus- und nährstoffarmen sowie wasserdurchlässigen Extremstandorten vorkommen, zum Beispiel auf natürlichen Trockenstandorten wie Trockenrasen oder in Kiesgruben und Steinbrüchen.

Fakt 5: Schottergärten sind verboten

Die Anlage von Schottergärten widerspricht der Landesbauordnung und dem Naturschutzgesetz. Nach der Landesbauordnung müssen nicht überbaute Flächen von bebauten Grundstücken Grünflächen sein (§ 9). Auf diese Vorgabe bezieht sich auch § 21a Landesnaturschutzgesetz. Die Bestimmung schreibt zudem vor, dass Gartenflächen insektenfreundlich und wasseraufnahmefähig zu gestalten sind.

Fakt 6: Rückbau in wenigen Schritten möglich

„Durch die richtige Bepflanzung mit heimischen Sträuchern und Blumen bieten selbst kleine Vorgärten vielen Tieren einen Lebensraum. Schaffen Sie eine Naturoase direkt vor der Haustüre und leisten Sie damit Ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, wirbt Aniela Arnold für den Rückbau von Schottergärten. Dieser lässt sich im Ganzen oder in Teilschritten umsetzen. Ein Haufen Schotter kann zum Reptilienversteck werden, das Vlies darunter wird entfernt und die restlichen Steine werden mit Sand und Kompost vermischt. Danach kann gesät oder bepflanzt werden. Besonders gut gedeihen auf solchen Flächen Steingartenpflanzen und trockenheitsverträgliche Wildstauden.

(Quelle: NABU Baden-Württemberg)

Zu sehen ist ein Foto mit einem Schottergarten vor einem Hauseingang und das Foto ist rot durchgestrichen.
Foto: UJ. Alexander / stock.adobe.com