Eine einfache, spontane Möglichkeit, die Mobilität zu verbessern: die Mitfahrbank

... und Rutesheim wäre nicht Rutesheim, wenn nicht direkt mit der Umsetzung der Vorschläge angefangen würde. Nach der Sammelaktion für ausgediente Plastik-Wuchshüllen von Bäumen im Rutesheimer Wald am vergangenen Wochenende geht bereits ein weiteres Projekt in die nächste Phase: Die Mitfahrbank. Klimabeiratsmitglied Harald Schaber (UBR) übernahm die Federführung für dieses Projekt und legte nun eine Konzeption vor.

Eine Mitfahrbank ist eine einfache und umweltfreundliche Möglichkeit, die Mobilität von BürgerInnen zu verbessern. Es gibt sie mittlerweile in vielen Kommunen Deutschlands und die Idee ist denkbar einfach: Durch Platznehmen auf einer eigens zu diesem Zweck im öffentlichen Raum aufgestellten Bank signalisieren Wartende, dass sie auf eine kostenlose Mitfahrgelegenheit zu einem bestimmten Ziel hoffen. Meist stehen die Bänke an viel befahrenen Straßen, in der Nähe von Haltebuchten, und sind auffällig bunt.

Geplanter Standort

„In Rutesheim soll eine Mitfahrbank im Bereich des Bahnhofs Rutesheim im Silberberg in Fahrtrichtung zum Kernort Rutesheim aufgestellt werden“, schreibt Harald Schaber. Der Bahnhof sei zwar durch den Stadtbus 655 an den Kernort angebunden, allerdings fahre dieser im 30-Minuten-Takt und auch nicht durchgängig. Bei zu großer Verspätung der S-Bahn sei der Stadtbus zudem abgefahren, weil er nicht länger als drei Minuten auf eine verspätete S-Bahn warten kann. Er muss ja seinen Fahrplan einhalten und bei seiner Rückkehr am Bahnhof Rutesheim den Umstieg zur S-Bahn zuverlässig gewährleisten. Es gebe daher beinahe täglich Fahrgäste, die den Weg nach Rutesheim doch zu Fuß zurücklegten oder sich mit dem Pkw abholen ließen. „Eine Mitfahrbank ist hier ein niederschwelliges Mobilitätsangebot und ergänzt die schon vorhanden Angebote Stadtbus, Ruftaxi und RegioRad“, so Schaber weiter.

Bezüglich der Eignung des Standortes und für die Planung der Umsetzung orientiert sich Schaber am Leitfaden Mitfahrbank den die Technische Universität Dresden mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung herausgegeben hat. Unter Berücksichtigung der darin angegebenen Faktoren – Entfernung, ÖPNV-Angebot und Fahrgastpotential – hält er den vorgesehenen Standort aus den oben angegebenen Gründen für geeignet.

Harald Schaber geht das Thema Mitfahrbank in Rutesheim an. Er legte der Stadtverwaltung seine Überlegungen und Recherchen vor. „Großartig“, so Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Ich finde es klasse, dass Vorschläge aus dem Klimabeirat so schnell umgesetzt werden.“

Umsetzung und Finanzierung

Denkbar wäre die Mitnutzung der ohnehin vorhandenen Sitzbank an der Haltestelle Rutesheim, die sich aufgrund der vorhandenen Überdachung und der Haltemöglichkeit für Autofahrer gut eignet, allerdings wäre dafür die Zustimmung der Stadt Leonberg nötig. Die Alternative wäre ein etwas nördlich davon auf Rutesheimer Gemarkung gelegener Standort, der ebenfalls eine Haltemöglichkeit für Autofahrer bietet, gut einsehbar und bei Dunkelheit beleuchtet ist. In diesem Fall müsste eine Bank angeschafft und möglichst deutlich als Mitfahrbank kenntlich gemacht werden. Auch dafür hat Harald Schaber bereits einige Ideen.

Was die Kosten für eine Neuanschaffung und Gestaltung betrifft, hält Schaber grundsätzlich eine Finanzierung über Spenden für möglich, da die Kosten aber überschaubar sind, erscheint ihm eine Finanzierung über den städtischen Haushalt sinnvoll. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit sieht er keine Notwendigkeit für kostspielige Werbemaßnahmen, sondern hält niederschwellige Möglichkeiten wie die Veröffentlichung in Zeitungen, Mitteilungsblättern und Social-Media-Kanälen sowie eine feierliche Einweihung für ausreichend.

„Die Erfahrungen der Kommunen, die entsprechende Mitfahrbänke eingerichtet haben, sind fast durchgängig positiv“, berichtet Schaber. Nur vereinzelt seien Mitfahrbänke mangels Resonanz wieder abgebaut worden, in Rutesheim gehe er aber aufgrund der aufgeführten Rahmenbedingungen von einer positiven Resonanz aus.

Sicherheit

In seiner Konzeption geht Harald Schaber auch auf mögliche Sicherheitsbedenken ein, darunter versicherungsrechtliche. Die Nutzung der Bank erfolge auf eigene Verantwortung und eine Mitnahme sei nicht garantiert, erklärt er. Eventuelle Schadensersatzforderungen der Mitfahrenden sein automatisch über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Pkw abgedeckt. Das gelte auch für selbst verschuldete Unfälle und betreffe neben Personenschäden auch Sach- und Folgeschäden.

Eine weitere mögliche Hürde sieht er in der Angst vor Belästigung oder Straftaten. Vor allem Frauen, die eine Mitfahrmöglichkeit suchen, könnten Angst vor (sexuellen) Belästigungen oder Übergriffen durch Fahrer haben. AutofahrerInnen wiederum könnten Angst vor Belästigung oder Raubstraftaten durch Fahrgäste haben. Hier verweist Schaber darauf, dass das Angebot freiwillig ist. Bei Bedenken im Einzelfall, beispielsweise durch unseriös wirkende Ansprache, müsse das das Angebot der Mitfahrt nicht angenommen werden. Dasselbe gelte für Zeiten der Dämmerung oder Dunkelheit. Aufgrund der kurzen und gut einsehbaren Fahrstrecke stufe er das Risiko entsprechender Straftaten jedoch als gering ein und derartige Vorkommnisse seien auch in Kommunen mit vorhandenen Mitfahrbänken äußerst selten.

Fazit

Harald Schabers Fazit nach der Prüfung der einzelnen Punkte ist positiv. Er schlägt vor, die Mitfahrbank einzurichten, und ist bereit, die weitere Umsetzung maßgeblich zu begleiten. In ein bis zwei Jahren könne man dann bei positivem Verlauf weitere Standorte prüfen. Bürgermeisterin Susanne Widmaier zeigte sich sehr erfreut darüber, dass die Planung und Umsetzung der Ideen aus dem Klimabeirat zu gut und zügig fortschreitet.

Ein junger Mann sitzt auf einer Holzbank, neben sich einen grünen Rucksack und wartet auf eine Mitfahrgelegenheit.
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