Die Fortschreibung des Lärmaktionsplans ist erfolgt
Den Lärmschutz voranbringen - Leise(r) ist das Ziel
„Lärm ist eine der größten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Umweltbelastungen für die Menschen“, so Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Die Stadt Rutesheim setzt sich daher seit Langem aktiv dafür ein, die Lärmbelastung für ihre Bürgerinnen und Bürger zu reduzieren. Sowohl in Sachen Verkehrsberuhigung als auch, was den baulichen Lärmschutz betrifft, wurde dabei schon viel erreicht, und die Stadtverwaltung untersucht und erarbeitet kontinuierlich weitere Möglichkeiten der Lärmreduktion. „Leise(r) ist das Ziel“, sind sich Susanne Widmaier und Erster Beigeordneter Martin Killinger einig.
Lärm bedeutet für den Körper Stress und kann somit auch über die direkte Schädigung des Gehörs hinaus zu gesundheitlichen Schäden und Beeinträchtigungen wie vegetativen Störungen und Schlafstörungen oder zu psychischen Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Depressionen führen. Lärm steht auch im Verdacht, die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen zu fördern und das Herzinfarktrisiko zu erhöhen. „Zwei wichtige Aspekte der Lärmbekämpfung sind die Beseitigung oder Reduzierung von Lärmquellen, beispielsweise im Verkehr, und der bauliche Schutz vor Lärm.“
Wichtige Bestrebungen in diese Richtung, die die Stadt Rutesheim bereits erfolgreich umgesetzt hat, waren die Nordumgehung Perouse 1998, der Ausbau der Autobahn 2006 mit umfangreichem Lärmschutz und die Nordumfahrung Rutesheim 2007. Für Perouse hat die Stadt enorme Investitionen in den Straßenbau mit lückenlosem Lärmschutz getätigt, der 2018 vollständig realisiert wurde. Die Kfz-Zahlen – und damit auch der Verkehrslärm – sind in der Heimsheimer Straße wie geplant enorm zurückgegangen. Dort gilt zwischen Haupt- und Förstlestraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung von nur noch 30 Stundenkilometern.
Seit Sommer 2021 wird an der Nordumfahrung Perouse L 1180 zudem auf Antrag der Stadt regelmäßig das mobile Display gegen Motorenlärm des Landkreises Böblingen eingesetzt. Die digitale Anzeige (er-)mahnt zu leiserem Fahren. „Weitere Einsatzstellen, wie zum Beispiel die K 1060, Pforzheimer Straße, werden folgen“, so Killinger. Dort hat die Stadt bei der letzten Erneuerung des Straßenbelags durch den Landkreis Böblingen außerdem rund 100.000 Euro aus eigener Kasse investiert und einen lärmmindernden Belag einbauen lassen. Mit einer Reduzierung um rund drei Dezibel (A) halbiert dieser den Schallpegel.
Auch innerorts wurde viel erreicht: „Alle Wohngebiete sind seit 1990 flächendeckend Tempo-30-Zonen“, informiert Susanne Widmaier und betont: „Bei richtiger, sprich niedertouriger Fahrweise verringert dies den Lärm um drei Dezibel (A). Das ist für das menschliche Ohr, als wären nur noch halb so viele Fahrzeuge unterwegs.“ Auf nicht weniger als rund 6 Kilometern Länge der früheren Ortsdurchfahrten habe man die Geschwindigkeitsbeschränkung von früher 50 auf nun überwiegend 30, teilweise 40 Stundenkilometer reduziert, ergänzt Killinger. Und auch die intensive Förderung des ÖPNV und des Fußgänger- und Radverkehrs trage zu weniger Autofahrten und damit weniger Lärm bei.
So geht es weiter
Viel wurde also bereits erreicht und auch künftig wird die Stadt in ihren Bemühungen um weniger Lärm nicht nachlassen. Das Ingenieurbüro BS Ingenieure in Ludwigsburg hat die Berechnungen für den Entwurf der Fortschreibung des Lärmaktionsplans (LAP) erstellt. Sie wurden am 7. März 2022 zusammen mit den dazu eingegangenen Stellungnahmen der Bürger und Bürgerinnen sowie der Träger öffentlicher Belange im Gemeinderat vorgestellt und beraten.
„Die Stadtverwaltung hat die Fortschreibung des Lärmaktionsplans erneut intensiv genutzt, um mögliche zusätzliche Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, und auch bei der großen Lärmquelle Autobahn werden wir nicht aufhören, das Thema bei allen sich bietenden Gelegenheiten vorzubringen, um das Ziel der Geschwindigkeitsbeschränkung insbesondere in der Nachtzeit zu erreichen“, versichert Martin Killinger. „Leider werden Argumente wie Klimaschutz – 55 Prozent des Endenergieverbrauchs in Rutesheim verursacht der Sektor Verkehr und davon wiederum überwiegend die Autobahn (Territorialprinzip) – und Unfalllage beim LAP nicht berücksichtigt und die gesetzlichen Regelungen für die Berechnung des Lärms ergeben derzeit keinen Minderungsanspruch.“
In der Pforzheimer Straße und in der Renninger Straße hat das Regierungspräsidium Stuttgart zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen genehmigt. Im Interesse der Verkehrssicherheit und für den Lärmschutz müssen regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und auch technische bauliche Veränderungen an Fahrzeugen überprüft werden. „Dringender gesetzlicher Handlungsbedarf besteht zur Reduzierung extremer Lärmspitzen bei einzelnen, teilweise getunten PS-starken Autos und Motorrädern“, so Martin Killinger. „Vor allem aber liegt es an uns, mit unserem Verhalten unnötigen Lärm zu vermeiden und Rücksicht zu nehmen. Das Wichtigste dabei ist, niedertourig zu fahren und früh zu schalten. Moderne Motoren sind sehr elastisch – und nebenbei spart man auch kostbaren Kraftstoff.“
Auch die Verkehrssicherheit liege nicht allein in der Verantwortung der Politik, erinnert Susanne Widmaier. „Sie beginnt im Kopf – mit Werten wie Rücksicht, Vorsicht und Umsicht.“ Jede Fahrerin und jeder Fahrer habe es in der Hand, beziehungsweise im Fuß auf dem Gaspedal, nicht nur unnötigen Lärm zu vermeiden, sondern die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu erhöhen.